Update zur U10 Weltmeisterschaft nach Runde 8

Edward’s Gegner in Runde 7 war ein weiterer starker Georgier mit dem Namen Davit Tatvidze und einer Wertungszahl von stattlichen 1699. Dieser war 2019 mit sechs Jahren U7 Europameister geworden. Auch in diesem Turnier startete er sehr stark mit 3/3 Punkten, verlor dann aber die nächsten drei Partien.

Auf Edward’s gewohnte Königsbauerneröffnung spielte der Georgier den offenen Sizilianer in der beschleunigten Drachenvariante, was unser Schützling dazu nutzte, seinen Maróczy-Aufbau fortzusetzen. Unglücklicherweise verstand sein Gegner es gut, dagegen zu spielen und stand bereits bei Zug 16 auf Verlust, als er übersah, dass sein Bauernangriff auf einen gegnerischen Läufer mit einem Bauerngegenangriff auf seine Dame beantwortet werden konnte, was dazu führte, dass Edward einige antipositionelle Züge machen musste und so seine Struktur zusammenbrach. Er musste daraufhin zwei Bauern aufgeben, um seine Stellung halbwegs zu stabilisieren.

Diese holte er er sich zwar in einer wirklich schönen taktischen Abfolge zurück, jedoch war das resultierende Bauernendspiel trotz ausgeglichenem Material mit fünf gegen fünf Bauern verloren, weil der schwarze König schneller im Zentrum war und so seinen Freibauern eskortieren konnte, während weiß mit blockierten, verdoppeltem g-Bauern seinerseits keine Drohung aufstellen konnte. Letzten Endes war der weiße König gezwungen, den freien e-Bauern von Schwarz zu stoppen, während schwarz sich einen weiteren Freibauern auf der a-Linie generierte und so das Spiel gewann.

In Runde 8 spielte unser Vereinsmitglied erneut mit den weißen Figuren und wieder gegen einen Georgier. Diesmal war es ein Junge namens Rati Diasamidze. Dieser hatte – wie viele seiner Mitstreiter – noch keine offizielle Wertungszahl.

Edward blieb bei seiner Strategie und der Georgier steuerte das Spiel in die Najdorf-Variante. Hier hat weiß natürlich viele Möglichkeiten und Edward entschied sich für eine vom Bobbyy Fischer häufig und erfolgreich verwendete Variante (Sosin-Variante) mit 6.Lc4. Daraufhin entwickelten sich beide Spieler zunächst recht normal, bis je ein Springer im Zentrum abgetauscht wurden.

Daraufhin beschloss Edward, dass es Schluss sein musste mit passivem Spiel und startete einen Angriff auf dem Königsflügel, der allen Grundregeln der eigenen Königssicherheit widersprach. Er hatte bereits f4 gezogen (was der Computer nicht besonders zu mögen schien) und zog konsequent nach mit h3 und g4 (was der Computer noch weniger begrüßte). Das eigentliche Problem entstand aber erst, als er einen positionell sehr ungünstigen Abtausch im Zentrum durchführte, der seinen schwarzfeldrigen Läufer für einen Springer gab, aber – und hier kommt das Entscheidende – das Zentrum so weit öffnete, dass der weiße König plötzlich gewünscht haben dürfte, seine schützenden Bauern wären nicht so weit von ihm entfernt. Außerdem erlaubte es dem schwarzen c-Bauern, sich so auf c4 zu platzieren, dass der weißfeldrige Läufer des weißen Spielers auf a2 zurück ziehen musste und bis auf Weiteres komplett aus dem Spielgeschehen war.

Der Georgier hatte jedoch Schwierigkeiten, das auszunutzen und nachdem Edward es geschafft hatte, seinen König auf h2 in vorerst relativer Sicherheit zu parken und nebenbei dem Gegner weiszumachen, dass er einen ernstzunehmenden Angriff auf dem Königsflügel habe, ließ sich Letzterer immer weiter zurückdrängen und ging (eigentlich unnötigerweise, die Stellung erforderte die Fortsetzung des Angriffs) in die Verteidigung über. Am Ende übersah der Georgier in einem extrem antiklimaktischen Ende ein Matt in drei für weiß mit dem weißen f-Bauern auf f6 und der weißen Dame, der er erlaubte, g5 zu erreichen, woraufhin sein rochierter König hinter seinen drei unbewegten Bauern keine Chance mehr hatte, sich zu retten. Starke Leistung von Edward, in verlorener Stellung dennoch Gegenspiel zu generieren und letztendlich dadurch einen Patzer seines Gegners zu erzwingen und diesen zu nutzen.

Nach Runde 8 stand Edward also nun wieder ausgeglichen bei 4/8 Punkten.

Schaut bald wieder vorbei, wenn ihr lesen möchtet, wie das Turnier für unser Vereinsmitglied weiterging!

Sebastian