Trainings-Kolumne#16

Am 17.4.2024 haben wir uns im Erwachsenentraining wieder mit den Türmen und offenen Linien beschäftigt, dazu haben wir die folgende Stellung analysiert. Der Leser kann die Aufgabe gerne als Training nutzen, indem er zunächst versucht für Weiß die beste Stellung für die Türme herauszufinden, und anschließend einen mehrzügigen Plan daraus ableitet. Danach sollte man einmal annehmen, dass Schwarz am Zug wäre und auch hier das gleiche Prozedere einmal durchlaufen. Ansonsten befinden sich im unteren Bereich des Artikels die Lösungen.

 

 

Lösungen:

Weiß am Zug kann hier eine vorteilhafte Stellung erhalten, indem er 1.Tfe1 spielt (1.Tae1? La6!). Wenn Schwarz jetzt 1…Tfe8 spielt, dann gewinnt Weiß forciert mit 2.Dxe8+! Txe8 3.Txe8+ Sf8 4.Se5! und die schwarze Stellung fällt in sich zusammen. Dementsprechend muss sich Schwarz im ersten Zug etwas anderes einfallen lassen, und zwar beispielsweise 1…Tad8 2.Tac1. Weiß besitzt einen Isolani, was den Vorteil hat, dass er hier die e-Linie sowie die c-Linie für sich nutzen kann. Weiß konnte hier auch anders Vorteil erlangen, etwa durch h4, h5 und dann Lc2, sodass Schwarz etwas Probleme mit seinem König bekommt. (schwarzes g6 wird immer schwieriger, da man mit Dame, Läufer und Bauer bereits diesen Punkt attakiert) Davon abgesehen, konnte Weiß den zweiten Turm auch sehr gut auf d1 platzieren, eventuell mit späterem Vorstoß nach d5. Der Bauer auf c6 ist nämlich komplett ausreichend vom Läufer gedeckt, beim Besetzen der c-Linie geht es aber auch eher darum den Läufer von Schwarz passiv zu halten, und gegen den Vorstoß c5 zu spielen. Wichtig war in jedem Fall direkt die e-Linie zu besetzen, schließlich ist es die einzige offene Linie in der Stellung!

Sieht man sich die Stellung mit Schwarz am Zug an, so ist es naheliegend auch hier direkt die offene Linie zu besetzen, was Schwarz in leichten Vorteil bringt, 1…Tfe8 (Tad8 ist auch sehr gut) 2.Dg4! Zieht die Dame nicht einfach irgendwohin weg, sondern greift den Sd7 an. 2…Te7 (bereitet die Verdopplung auf der e-Linie vor und deckt gleichzeitig den Springer, was zu einem enorm wichtigen Konzept im Schach führt: Es ist nämlich sehr wichtig seine eigenen Ideen eben nicht hinten anzustellen, nur weil der Gegner eine Figur angreift oder eine Drohung aufstellt. Es ist viel besser, wenn man entweder eine noch stärkere Gegendrohung aufstellt, oder wie in diesem Beispiel weiterhin die eigenen Interessen (die e-Linie) verfolgt und nebenbei die Drohung pariert).

Es könnte weitergehen mit 3.Tfe1 c5! befreit die Sicht des Läufers, nach 4.d5 hat der Läufer zwar nicht mehr die Kontrolle über die lange Diagonale, jedoch ein Angriffsziel und zwar den Bauern auf d5. 4…Tad8 (4…Tae8?? 5.Dxd7!! die schwarze Grundreihe ist zu schwach) Zwar kann man hier nicht direkt auf der e-Linie verdoppeln, dennoch ist der vierte Zug von Schwarz gut gewesen, er macht allmählich Druck auf den d5-Bauern, und setzt mit Zügen, wie Dd6 und Sf6 fort und genießt nach 5.Tad1 Txe1+ 6.Txe1 Dd6 die bessere Stellung. (Nun hat Weiß zwar die e-Linie, der schwächelnde Bauer auf d5 macht hier aber mehr aus.