In Unterzahl harten Fight geliefert

Das letzte Saisonspiel führte unsere erste Mannschaft nach Uelzen: einmal quer durch Niedersachsen und zurück (500 km) und dazu anspruchsvolle Schachpartien, da weiß Jeder am Abend, was er am Sonntag getan hat! Es ging zwar für alle Mannschaften in der Landesliga nur noch um die Goldene Ananas (sämtliche Entscheidungen waren schon gefallen), aber neben dieser auch um die Ehre.

 

Leider ließ es sich für uns im Vorfeld schlecht an, es hagelte Absagen von Stamm- und Ersatzspielern: Montage in Paris, Dienst, Umzug der Freundin, Abiturarbeit, Marathonteilnahme…
Also ging es nur zu sechst und freigelassenen Brettern an 2 und 7 in den Osten Niedersachsens, aber wir waren gewillt, uns möglichst teuer zu verkaufen. Der Mannschaftsführer, weit und breit gefürchtet für seine Friedfertigkeit, hatte schon im Vorfeld angekündigt, heute kein schnelles Remisangebot zu unterbreiten…

Und es entwickelte sich trotz des 0:2-Rückstandes ein harter Kampf, daran abzulesen, dass auch nach vier Stunden Spielzeit noch keine Partie entschieden war und an allen Brettern schwierige Stellungen liefen.

 

Als Erster musste schließlich Christoph, der sich hartnäckig verteidigt hatte und wo ich zwischenzeitlich nicht wusste, wer eigentlich besser stand, am vierten Brett ins Remis durch Dauerschach einwilligen.  Bernd aus unserer Zweiten hatte nach einer schwierigen „Königsindischen Schlacht“ schließlich das Nachsehen, das Qualitätsopfer seines Gegenübers erwies sich wegen der entstandenen Freibauern als durchschlagend: 0,5-3,5 nach 4,5  Stunden an Brett 8.

 

 

Auch wenn sich dann allmählich die erwartete Niederlage abzeichnete, zwischenzeitlich konnten wir uns sogar Hoffnungen auf einen Sieg machen! Achim an 3 stand am Damenflügel besser und hätte bei bestem Spiel gute Gewinnchancen gehabt, aber leider fabrizierte er dann einige suboptimale Züge, die gegnerischen Chancen am Königsflügel unterschätzend, und musste schließlich aufgeben. Auch ich hatte, Wort haltend, an 5 eine komplexe Stellung angestrebt und nach einem interessanten Figurenopfer Vorteil erlangt (nach der Heimanalyse eine klare Gewinnstellung!), gab aber nach über 5 Stunden Spielzeit in einer dann schwer einzuschätzenden Position Remis, nachdem ich bessere Fortsetzungen verpasst hatte.

 Und Sven an Brett 6 hatte nach einer schwerblütigen Partie im Turmendspiel mit einem Mehrbauern gute Gewinnchancen, die er dann leider versanden ließ. Es hätten also auch 2 Punkte mehr sein können…
Für den einzigen, aber verdienten Sieg sorgte Dirk am Spitzenbrett, der eine zweischneidige Eröffnung seines Gegners mit subtilen Manövern widerlegte und damit eine persönlich insgesamt gute Saisonleistung bestätigte. Damit war eine 2,5:5,5-Mannschaftsniederlage besiegelt, aber auch die sympathischen und fairen Uelzener waren froh, überhaupt gewonnen zu haben.

 

 

 

Und wie fällt das Saisonfazit aus? Der nur eine Absteiger stand mit dem Rückzug von Esens und dank „guter“ Ergebnisse in den oberen Ligen schon recht bald fest, wir belegten mit nur einem halben Brettpunkt Vorsprung vor der zweiten Mannschaft von Nordhorn-Blanke den 8. Platz. Zufrieden mit seinem individuellen Ergebnis ist insbesondere Lukas, der deutlich über seinem „Erwartungswert“ liegt, auch Dirk an Brett 1 und Paul an 2 haben ihre -guten- DWZ-Zahlen bestätigt. Achim, Christoph und Sven können ebenfalls mehr oder weniger zufrieden sein. Dies trifft auf Geert und mich nicht zu, die Dienste als Mannschaftsführer und Fahrer sind keine Ausreden, mehr schon das Alter und der fehlende „Biss“.

 

 

 

Und der Ausblick auf die nächste Saison? Es wird (hoffentlich) mit weitgehend unveränderter Mannschaft weitergehen und es wird mehr enge und spannende Kämpfe geben. Warum? Nach dem Aufstieg der kroatischen Großmeistertruppe Kirchweyhe ist Lilienthal klarer Aufstiegskandidat, Aufsteiger sind unsere Nachbarn aus Hagen a.T.W. und die vierte (!) Mannschaft von Werder Bremen, wo neben den Profis in der Ersten und Zweiten Bundesliga ein offensichtlich unerschöpfliches Reservoir an „normal guten“ Spielern besteht. Und auch die anderen Mannschaften dürften zumeist in Schlagweite sein.
Es wird also viele spannende Partien geben – und hoffentlich viele gute!

 

Gerhard Müller, Mannschaftsführer