Bericht Trainings-Tag im Barenturm

Am 20.04.2024 sind Lukas, Frederick, Marieke, Alex, Jonas, Jason, Florian und ich im Barenturm zusammengekommen, um gemeinsam zu trainieren. Gestartet sind wir mit Variantenberechnungstraining, gefolgt von Endspieltraining und einem abschließenden Schnellschachturnier.

Dies war die erste Stellung zum Thema Variantenberechnung. Weiß kann hier recht simpel Vorteil erlangen, und zwar mit 1.Txd5! (1.Txa4 geht auch) Lxf3 2.Txd8+ Dxd8 (2…Txd8 3.De8+!) 3.Dxf3+-

Mit dieser Aufgabe habe ich erst mal einen Eindruck darüber bekommen, wie die Gruppe an solch eine Aufgabe heran geht. Die meisten haben diese Aufgabe durch ihre Intuition, beziehungsweise Mustererkennung gelöst (die schwache schwarze Grundreihe). Dies war auch meine erwartete Herangehensweise. Es ist eigentlich immer eine gute Idee zunächt intuitiv an eine Stellung heranzugehen, und diese Variante zuerst zu berechnen, die einem direkt in den Sinn kommt. Ein paar haben aber in dieser Stellung auch direkt die Kandidatenzüge (das Hauptthema der ersten Einheit) aufgestellt und sind so auf die Lösung gekommen. Das heißt: 1. Alle Schachzüge 2.Alle Schlagzüge 3. Alle Drohungen. Wann Kandidatenzüge besonders nützlich sind, und wie das Aufstellen von Ihnen in der Praxis aussehen kann, das zeigt das nächste Beispiel besonders gut.

Hier kamen zunächst Vorschläge, wie beispielsweise 1.Dh5 die intuitiv gefunden wurden. Der Zug ist vollkommen logisch und auch immerhin eine Drohung, aber es zeigt sich, dass Schwarz sich gut verteidigen kann, zum Beispiel mit Scd8. Ja, Schwarz steht sehr passiv, hat aber eben auch eine Mehrfigur. Von daher mussten wir noch etwas besseres finden, wobei Kandidatenzüge wirklich Gold wert waren. Erinnern wir uns an den ersten Schritt und beginnen mit allen Schachzügen. Hier haben wir nicht allzu viel Arbeit und haben nur 1.Dg4+ Da wir aber nach dem Nehmen der Dame mit 1…fxg4 keine gute Fortsetzung haben, können wir diesen Kandidaten aussortieren. Schlagzüge haben wir zwei, und zwar 1.Lxc6 und 1.Lxf7. Nach dem Nehmen des Sc6 haben wir keine weiteren forcierenden Züge (außer Dg4+) und kommen nicht weiter. Nach 1.Lxf7 Kxf7 haben wir einen neuen Schachzug. 2.Dh5+ Kf8 Hier haben wir jetzt einen Schlag-und Schachzug, und zwar das starke 3.Dxe8+! Kxe8 4.Ld4+ Kf7 5.Lxb2 Sxb4 6.Td6 und nun haben wir die Qualität mehr und der f6 wird fallen. Alle unsere Züge waren Kandidatenzüge, und bis auf den letzten Zug (den man nicht zwingend sehen musste) waren alle Züge nur Schach- und Schlagzüge.

Dementsprechend waren die wichtigsten Punkte, die man festhalten sollte, und die wir vor Ort festgehalten haben:

-Zunächst kann man beim Ansehen einer Stellung sehr gut seiner Intuition folgen

-Beim Varianten berechnen ist es sehr wichtig alle Kandidaten aufzustellen, und sie dann zu berechnen (auch für den Gegner gibt es nicht nur eine Möglichkeit)

-Der erste Zug ist nicht die Lösung oder das Ende, man sollte immer noch weiter rechnen, wenn es noch weitere forcierende Züge gibt. (Hätte man in der letzten Stellung beispielsweise 3.Dxe8+ gesehen, aber es für Schwachsinn gehalten, kann man dies für die Zukunft ändern, indem sich für das nächste mal vornimmt noch weiter zu schauen). Die zahlreichen Aufgaben, die wir zur Übung jetzt bearbeitet und anschließend besprochen haben, würden diesen Rahmen hier natürlich komplett sprengen.

Kommen wir nun zum zweiten Teil des Trainings, in welchem es erst um Dame und König gegen Bauer und König Situationen ging und anschließend essenzielle Turmendspiele erarbeitet wurden.

Hier fasse ich jetzt unsere wichtigsten Erkenntnisse zusammen:

Diese Stellung ist für Schwarz gewonnen. Das gilt auch für alle anderen Stellungen, in denen (in diesem Fall) Schwarz gegen einen b,d,e,g Bauern kämpft, am Zug ist und Schach geben kann.

Diese Stellung ist für Weiß gewonnen, da der Bauer noch nicht auf der siebten Reihe ist, das gilt für alle Stellungen mit Dame und König gegen König und Randbauer Situationen, in denen Weiß am Zug Schach bieten kann. (Die weiße Königsstellung ist hier irrelevant).

Wenn der Bauer des Schwarzen bereits auf der siebten Reihe steht, dann ist es immer von der Königsstellung abhängig. Die beiden Schlüsselfelder für den Ranbauern auf h2 lauten f2 und g3. Ist der weiße König nicht mehr als zwei Felder von den beiden Feldern entfernt, so ist die Stellung gewonnen. Das gleiche gilt für einen Bauern auf a2 mit den Schlüsselfeldern auf b3 und c2. Diese Stellung zeigt einen Grenzfall, da der König zu weit weg ist, ist die Stellung remis.

Bei den Läuferbauern kommt es auch sehr auf die Königsstellung an, diese Stellung ist für Weiß gewonnen, da der König ein Feld von einem der beiden Schlüsselfelder entfernt ist.

Bei dieser Stellung gibt es einen entscheidenen Unterschied, un zwar, dass der schwarze König auf der anderen Seite des Bauern steht. Das ist deshalb so entscheidend, weil es nun länger für Schwarz dauert den Patt-Trick auszuführen (Ka8, und wenn die weiße Dame auf c7 nähme, wäre es patt), er muss dafür erst auf die andere Seite laufen. Dementsprechend vergrößert sich die Gewinnzone für den weißen König, das heißt, dass er nun auch bis zu zwei Felder von einem der Schlüsselfelder entfernt sein darf.

Kommen wir nun zum zweiten Teil des Endspieltrainings, und zwar den essenziellen Turmendspielen, wobei wir mit der Philidor Stellung beginnen, und anschließend die Lucena Stellung behandeln werden.

Weiß am Zug kann diese Stellung remis halten, und das mit dem starken 1.Ta3! das lässt den schwarzen König nicht weiter durch. Sollte Schwarz probieren die Türme abzutauschen, z.B. mit 1…Tg2 2.Tb3 (Weiß wartet einfach ab) 2…Tg3 3.Txg3! dann ist das Bauernendspiel trivial Remis. Die zweite Möglichkeit für Schwarz besteht im Vorziehen des Bauern auf e3, worauf der entscheidene weiße Zug 2.Ta8! folgt. Das schwarze Problem ist nun, dass sich der König nicht mehr von Schachs von hinten verstecken kann. (Zuvor war der e4-Bauer eine Art Regenschirm für den König).

Während Weiß eben mit einem Remis zufrieden war, möchte Weiß hier natürlich gewinnen, nur kommt der König, der den Freibauern blockiert, einfach nicht raus. Daher ist der erste Schritt, den schwarzen König zu vertreiben, und zwar mit 1.Tf2+ Kg6 (1…Ke6?? 2.Ke8! mit Umwandlung). Laufen wir jetzt mit dem König raus, dann gibt Schwarz einfach die ganze Seit Schachs, entfernen wir uns zu weit von unserem Bauern, dann greift der schwarze Turm diesen einfach irgendwann an. Hier wäre auch eine Art Regenschirm für unseren König nötig, dadurch erklärt sich der nächste weiße Zug, 2.Tf4! Nun gibt es zwei Möglichkeiten für Schwarz. Sollte er einfach mit dem Turm auf der c-Linie bleiben, z.B. mit 2…Tc3 dann fängt nun unser König an herauszulaufen, 3.Ke7 Te1+ 4.Kd6 Td1+ 5.Ke6 Te1+ 6.Kd5 Td1+ 7.Td4 und der Bauer wandelt sich in eine neue Dame um. Schwarz konnte aber auch noch etwas besseres versuchen, und zwar nach 2.Tf4 Kg5 zu spielen. Nun können wir aber ausnutzen, dass der schwarze König sich von der ersten und zweiten Reihe entfernt hat. 3.Tf7! Kg6 4.Ke8 und der letzte schwarze Trick ist höchstens noch 4…Td8 5.Te7! (5.d8=D?? Txd8+) und der Bauer kann nur durch ein Turmopfer aufgehalten werden.

Abschließend haben wir dann noch ein Schnellschach Turnier gespielt, welches Jonas souverän mit 5/5 gewinnen konnte.