Trainings-Kolumne#11

Am 13.3.2024 haben wir das Thema Läuferpaar gegen Läufer und Springer weiter vertieft, wobei zu Beginn die erste Stellung aus der letzten Trainingskolumne analysiert wurde und anschließend eine neue Stellung vom German Masters aus 2023 analysiert und ausgespielt wurde. Der Leser kann die Aufgaben gerne als Training nutzen und probieren beide Stellungen zu bewerten, und die besten Pläne für beide Seiten abzuleiten.

 

 

Lösungen:

Aufgabe 1:

Stellungsbeurteilung:

-Beide Seiten haben gleich viel Material

-Die Bauernstruktur ist symmetrisch

-Das entscheidene Ungleichgewicht ist das Duell Läuferpaar gegen Springer und Läufer

-Beide Könige sind aktiv

Schwarzer Plan:

-Läuferpaar behalten

-Stellung öffnen

-An beiden Flügeln agieren

-Springer dominieren (z.B. Vorpostenfelder wegnehmen)

Weißer Plan:

-Einen der Läufer abtauschen (Anti-Läuferpaar Strategie)

-Desto mehr abgetauscht wird, desto besser für den Weißspieler

-Vorpostenfeld für den Springer sicherstellen

Schwarz am Zug:

Um einen Eindruck zu bekommen, wie man diese Punkte in die Tat umzusetzen versuchen kann, einmal die folgende Beispielvariante:

1…Lg5! ein sehr guter Zug, da nun der h-Bauer frei beweglich ist, und ein Angriff mit Lg8 nun einfach mit h5 beantwortet werden kann. Spielt Schwarz zum Beispiel das ruhigere 1…b6 dann kann Weiß das gut ausnutzen: 2.Lg8! Lf4 3.g3 Lg5 4.h4 Lh6 und der Bauer kann gut vom weißen Läufer belagert werden.

2.Lg8 h5 3.Sg3 (strebt nach f5 (Vorpostenfeld) aber Schwarz fesselt den Springer an den Bauern) Lf4 4.Lb3 Weiß wartet ab und Schwarz macht langsam Fortschritte…4…h4 5.Sf1 f5! öffnet die Stellung, und Schwarz erhält eine aus praktischen Gesichtspunkten deutlich einfachere Stellung zu spielen als Weiß. Ein schönes Matt würde in dieser Variante auf das Brett kommen: 6.exf5 Lxf5+ 7.Kc4 b5# Natürlich sollte Weiß einfach 7.Ke2 spielen, aber auch dann könnte es nicht allzu leicht zu spielen sein, zum Beispiel nach schwarzem e4, was die Stellung weiter öffnet. In den meisten Abspielen kann Schwarz also seine Ideen besser in die Tat umsetzen und hat dementsprechend zumindest unter Menschen einen Vorteil.

Aufgabe 2:

-Weiß hat das Läuferpaar

-Weiß durch den d5 etwas mehr Raum

-Der Schwarze König steht angreifbarer als der weiße König

-Die schwarzen Figuren stehen passiv/auf der Grundreihe

-Die weißen Figuren stehen alle aktiv

Der weiße Plan:

Die Vorteile liegen alle auf der weißen Seite, trotzdem muss man natürlich noch eine Möglichkeit finden, sie konkret auszunutzen, und das gelingt mit: 1.g4! Der Zug ist zwar taktischer Natur, zeigt aber auch Verständnis der Stellung, da er einige nützliche Dinge tut:

-Öffnen der Stellung für das Läuferpaar

-Verbesserung des Turmes/Vergrößerung der Wirkungskraft

-Zwar stehen alle weißen Figuren zu Anfang schön, aber wenn sich früher oder später die f-Linie öffnet, dann haben die Figuren zusammen eine Aufgabe, (was viel wichtiger ist als nur gut zu stehen und nichts zu tun) und zwar den König matt zu setzen.

Der schwarze Plan:

Um die schwarze Lage ist es natürlich gar nicht gut bestellt, und er sollte versuchen noch möglichst Widerstand zu leisten, was hier aber extrem schwer wird.

Die folgende Variante gibt ein Gefühl dafür, wie schlecht die schwarze Stellung eigentlich ist:

1.g4! fxg4 2.Tbf1 Sc6 Das stellt zwar den Springer einfach ein, ist aber der beste Zug! (Sonst wird Schwarz auf f8 matt gesetzt) 1…f4! (Das leistet praktisch noch den besten Widerstand und gibt die Möglichkeit das Läuferpaar zu halbieren) 2.Lxf4 Lxf4 3.Txf4 Tc7 4.Tbf1 Tf7 5.g5 Tef8 6.Tf6 Mit der weiteren Idee den Läufer über h3 nach e6 ins Spiel zu bringen (alle Figuren sollen mitspielen!) gibt Schwarz den Rest, z.B. nach: 6…Dc7 7.Lh3 Txf6 8.gxf6 Sf7 9.Le6 Kh8 10.Df4 Dd8 (Schwarz kann nur noch abwarten und hoffen, dass Weiß nichts findet) 11.h4 Dc7 12.Lxf7 Txf7 13.Te1 Dd8 14.Te6 Td7 15.f7 Kg7 16.Te8 1-0