Erste in Leer: Glück oder Pech?

Nachdem wir in der zweiten Runde einen kampflosen Mannschaftssieg verbucht hatten (in der Landesliga und ohne(?) Corona sehr ungewöhnlich, aber vielen Krankheitsfällen von Lilienthal geschuldet), führte uns die gestrige dritte Runde ins ostfriesische Leer zu Fortuna Logabirum. Im Vorfeld hatte ich meine Mannen noch gewarnt, dass die Ostfriesen wohl Fortuna als Unterstützung einplanen und wir dagegen halten müssten…

Bei uns fehlte Lukas, aber für ihn konnte ich unseren Edelreservisten Torsten mit auf die weiteste Fahrt der Saison nehmen, während die wie gewöhnlich sehr kompakte Leeraner Mannschaft mit ihrer Stammacht antraten, darunter vier (!) Familienmitglieder gleichen Namens, und ich mir die Frage stellte, ob wohl die Eltern oder die Söhne die größere Spielstärke haben.                                 Im Spielverlauf deutete sich dann zuerst bei Torsten an Brett 8 eine positive Entwicklung an, er kam mit seiner bekannt ruhigen Spielweise bald in Vorteil und brachte uns im frühen Endspiel in Führung. Wenig später vereinbarte Hannes an Brett 7 ein Remis, auch dort wurde schnell viel getauscht. Damit waren die Eltern aus dem Spiel genommen. Und kaum waren diese beiden Partien beendet stellte ich, auch schon im Endspiel befindlich, einen Läufer ein, wie „üblich“ sofort nach Ausführung meines Zuges mit Entsetzen festgestellt; der Strategie folgend muss man halt auch -einfache- Taktiken beachten. Kurz überlegte ich  an einer Partieaufgabe, aber zu diesem Zeitpunkt gefielen mir die Stellungen von Geert (Brett 4) und Sven (7) nicht mehr – also Weiterspielen…

Beide genannten Partien befanden sich bereits in der Zeitnotphase, wobei Geert eine Figur opfern und Kompensation suchen „musste“ und Sven strategisch verdächtig agierte. War in Zeitnot etwas drin? Nein, Geerts Gegner spielte die Stellung sauber herunter und Svens Gegenüber bewies trotz  Zeitnot große Übersicht und tat selbiges. Nach 4 h stand es somit nach einem Remis von Dirk (Brett 1), der vom Leeraner sauber abgeklammert wurde, 2:3 gegen uns und wir hatten zwei sich im ungefähren Gleichgewicht befindliche Partien an den Brettern 2+3 und meine an Brett 5. Keine guten Aussichten…

Torsten sagte dann zu mir „Du musst gewinnen“, was natürlich scherzhaft gemeint war. Ich hatte derweil am Königsflügel meine Bauern nach vorne geworfen, im Wissen, dass mein Gegner hier einen taktischen Ausheber zur Verfügung hatte. Doch die sofortige Aufgabe blieb mir erspart, es folgte ein Turmtausch, der mir jedoch überraschenderweise einiges Gegenspiel und auch Hoffnungen verschaffte. Und in der fünften Spielstunde geschah Wundersames, wohl den nachlassenden Kräften zweier älterer Herren geschuldet: Innerhalb von nur 10 Zügen waren, nach einigen Fehlgriffen beider Akteure, meine Königsflügelbauern nach vorne gestürmt und das schon lange vorher von mir avisierte Mattbild Realität geworden: 3:3!

Nun spielten noch Paul an 2 und Achim an 3. Paul versuchte lange Zeit, seinen Gegner, Familienmitglied Nr. 4,  zu überlisten, doch  nach 5 h musste auch er in die Punkteteilung einwilligen.  Noch länger versuchte Achim, seine Stellung in einen zählbaren Erfolg umzuwandeln, doch auch er schließlich vergeblich: Endstand 4:4.

Fehlt noch die Beantwortung beider oben aufgeworfener Fragen: Die Eltern haben ihren Kindern das Schachspiel gut und erfolgreich beigebracht und diese ihre „Alten“ überholt,  Kompliment hierfür! Und Fortuna? Meinte es ja äußerst gut mit mir, aber erst nach Beendigung aller Partien zeigte sich, dass Achim zwischenzeitlich wohl einen Gewinn ausgelassen hatte, Geerts Figurenverlust etwas unnötig und Hannes Endstellung etwas besser gewesen war. Mein Fazit: Fortuna, bei Schachspielern Caissa genannt, ist Allen hold, man muss sie nur suchen – und finden…