Nach dem Umbruch im Sommer und der Neubesetzung der Fünften Mannschaft (danke an Kai, dass er den sportlichen Abstieg in die KK annahm) durch den Stamm der alten Dritten, mussten wir zum ersten Saisonspiel nach Bersenbrück. Leider haben wir vor kurzem mit Nikolai plötzlich und unerwartet einen unseren besten Spieler verloren. Dadurch mussten wir uns neu aufstellen, so dass wir das ursprünglich anvisierte Ziel des Aufstiegs und der Wiederbesetzung der Bezirksklasse wohl schon vor der Saison zu den Akten legen konnten.
Dabei fing und fängt es doch gut an: Schon Mittags erfuhr ich, dass Bramsche/ Bersenbrück nur mit 5 Spielern antreten würde, so dass wir unseren ersten Punkt schon sicher hatten, oder besser gesagt sicher gehabt hätten, wenn wir zu sechst angetreten wären. Da ich aber keinem meiner Mitspieler so kurzfristig absagen wollte und überhaupt erst mal gucken musste, ob denn die Neuzugänge auch zuverlässig sind (ist bei Schachspielern nicht immer eine Selbstverständlichkeit) waren wir dann um kurz vor 16:00 Uhr doch vollzählig im Spiellokal erschienen. Es fiel mir dann aber nicht schwer zurückzutreten und den anderen 5 Fünf meiner Mannschaft den Vorzug zu geben, so dass wir den kampflosen Punkt zwar nicht einheimsten, unser Brett 6 Patrick aber wenigstens spielen konnte. Außerdem war ich mir nach Betrachtung der gegnerischen Aufstellung ziemlich sicher, den Mannschaftssieg auch ohne den kampflosen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Und es wurde dann für mich als Zuschauer auch ein vergnüglicher Nachmittag.
Patrick machte recht schnell kurzen Prozess gegen eine junge Dame, die ihre allererste gewertete Partie ihres Lebens spielte und erst sogar noch die Uhr erklärt kriegen musste. 0:1
Mykhailo an Brett 3 gewann im Mittelspiel 2 Figuren für einen Turm und baute dann in einem fulminanten Königsangriff so viel Druck auf, dass der Gegner das Matt nicht mehr abwenden konnte. 0:2
Roman an Brett 2, etwas irritiert wohl, dass er durch mein Nichtantreten mit schwarz spielen musste, baute sich im Sizilianer erst ruhig auf. Als dann der Gegner lang rochierte und auf dem Königsflügel gegen die unrochierte Stellung losmarschierte, vergriff und verrechnete sich Roman ein ums andere mal, so dass er plötzlich mit einem Turm weniger und zerpflückter Defensive dastand. Er nahm es mit Humor, hat er doch momentanen anderen, positiven Stress. 1:2
Eberhards Partie an Brett 4 war lange äußerst ausgeglichen. Als sich im Endspiel Turm, Springer und 6 Bauern von Eberhard und Turm, Läufer und ebenso viele Bauern auf der anderen Seite gegenüber standen, war ich mir sicher, dass die Partie remis enden müsste. Eberhards Gegner versuchte jedoch einen Durchbruch und übersah den entscheidenden Bauernverlust, der Eberhard einen Freibauern bescherte, der Richtung Grundlinie nur schwer zu halten gewesen wäre. 1:3
Der Mannschaftssieg war uns nun bei einer noch laufenden Partie nicht mehr zu nehmen. Ole an Brett 1 spielte ruhig und besonnen wie sooft in letzter Zeit, und so stellte ich mich darauf ein, dass dies hier noch ein langer Abend werden könnte. Aus diesem Grunde ließ ich meine Mitspieler schon gen Heimat fahren und hielt die Stellung an Oles Seite. Es war sehr eng und lange standen bis auf je eine Leichtfigur und 2 Bauern noch alle Spielsteine auf dem Brett. Intensiv hatte Ole über diverse Angriffspläne gegrübelt und so zeigte seine Uhr bei Zug 25 mal wieder keine 4 Minuten mehr an. Er entwickelte auch nach und nach gehörigen Druck auf die Königsstellung, doch schienen ihm letztendlich die Luft und die Zeit auszugehen, worauf sich die Gegnerin wieder frei zu strampeln schien, Oles Uhr aber weiter gen Null tickte. Was allerdings niemand außer Ole gesehen hatte, war ein Mattangriff, der nur aus dem einen Grunde nicht umzusetzen war, weil die schwarze Dame das entscheidende Angriffsfeld deckte. Da jedoch die Bersenbrückerin diesen Angriff auch nicht erahnte und die Dame irgendwann woanders hinschickte, zog Ole die Schlinge zu. Super geil und 1:4
Ein schöner und geglückter Saisonauftakt. So kann es gerne weitergehen, auch ruhig in der nächsten Runde zu Hause gegen unsere eigene Vierte.
Andreas Festl