Zum heutigen Spiel in der Bezirksklasse hatten wir die Schachfreunde von Bersenbrück/Bramsche zu uns in den Barenturm eingeladen. Diese erschienen in einer – wie sie mir nach dem Spiel anvertrauten – ungewohnt guten Aufstellung.
Aber auch wir hatten mit Matthias Niwinski und Kai Lorenz auch hochkarätige Unterstützung. Verzichten mussten wir auf Johann Chen (der mit der Klausurenphase aktuell viel um die Ohren hat), Max Storm (krank) und Edward Bundan (der damit beschäftigt war, das Turnier in Wilhelmshaven mit souveränen 7/7 Punkten zu gewinnen – Glückwunsch!).
Es ging mit einem schnellen Remis an Brett 6 los, an dem Matthias Niwinski zwei Bauern hergegeben hatte, um sich so einen starken Angriff gegen den schwarzen König aufzubauen. Das gelang auch entsprechend gut, er konnte aber keinen Weg finden, den Angriff in eine Gewinnstellung umzuwandeln und so ergab sich schon bei Zug 21 eine dreifache Zugwiederholung und somit das Unentschieden. Bei der späteren Analyse stellte sich heraus, dass die Stellung so klar Remis war, dass die Engine weiß gleich fünf verschiedene Züge attestierte, die allesamt mit dem bekannten 0.0 bewertet wurden und das alles mit zwei Mehrbauern für schwarz.
An Brett 3 spielte die Gegnerin von Andreas Paul in einer englischen Partie einen guten Angriff, in dem es ihr gelang, die Bauernstruktur vor dem schwarzen König zu schwächen. Auch ihr gelang es dann aber nicht, mehr daraus zu machen, so dass sie kurze Zeit später mit einem Abtausch erlaubte, die Bauernstruktur zu reparieren und so das Gleichgewicht wieder herzustellen. Auch diese Partie endete kurz darauf Unentschieden.
Zwischenstand 1:1
Andreas Festl entschied sich an Brett 4 mit den weißen Figuren dazu, ein Colle System zu spielen, erzählte mir aber im kurzen Nachgespräch, dass er das Ganze wohl zu leichtfertig angegangen sei. Seine Angriffe konnte sein Gegner mit natürlichen Entwicklungszügen parieren, so dass Schwarz nach einiger Zeit angenehmer und harmonischer stand. Bei dem Versuch, seine Figuren ebenfalls wieder in geordnete Reihen zu bringen, verlor Andreas einige Tempi und somit einen Bauern. Kurz darauf musste er auch noch eine Qualität abgeben, ohne seine anderen Probleme bereits final gelöst zu haben. Einige Züge später blieb dann nichts weiter übrig, als die Hand zu geben.
Nikolai Bäumler durfte heute an Brett 1 gegen einen starken Gegner ran. Es entwickelte sich eine für die russische Eröffnung ungewohnt scharfe und interessante Partie, in der Nikolai ein positionelles Springeropfer wagte. Leider gelang es ihm im Spiel nicht, die Position ganz korrekt weiterzuspielen, so dass er seinen positionellen Vorteil nicht halten konnte und aufgrund des Materialdefizits am Ende leider aufgeben musste. In der Analyse nach dem Spiel fanden die beiden Spieler dann eine für Nikolai deutlich bessere Variante, die den Anschein erweckte, dass nicht das Opfer selbst, sondern die Folgezüge den Verlust der Partie besiegelten.
Zwischenstand 1:3
An Brett 2 sah sich Kurt Steinkamp einem ebenfalls starken Kontrahenten gegenüber. Nachdem Kurt sich in der Rossolimo Variante dazu entschieden hatte, schnell viele Figuren abzutauschen und in ein Endspiel Turm-Springer gegen Turm-Läufer zu gehen, während sein Gegner auch noch die bessere Bauernstruktur und den aktiveren König hatte, war recht schnell klar, dass Verteidigung das Gebot der Stunde war und im Grunde nur schwarz auf Sieg spielen konnte. Am Ende halfen auch die 75 Minuten mehr auf der Uhr nicht und kurz nachdem eine Umwandlung eines schwarzen Bauern in eine Dame nicht mehr aufzuhalten war, gab unser Spieler die Partie auf.
An Brett 5 fand sich Kai Lorenz mit den schwarzen Figuren im Jobava London System wieder, in dem sich sein Gegner zunächst eindeutig klar besser auskannte. Letzterer bekam mit Turm und Dame die offene a-Linie, konnte einen schwarzen Doppelbauern erzwingen und schien, Weiß vor einige Probleme zu stellen. Kai ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen, verbesserte konsequent seine Figuren und somit seine Stellung und konnte durch geschickte Manöver so mit beiden Türmen Druck auf einen Bauern ausüben. Diesen Bauern hätte er gewonnen, aber sein Gegner übersah im Eifer des Gefechts um den Bauern eine Taktik, die einen Turm verlor und so stand unser Spieler mit einem Turm mehr klar auf Gewinn. Diesen Vorteil ließ er sich auch nicht mehr nehmen und fuhr somit souverän den einzigen ganzen Punkt für den OSV an diesem Tag ein.
Das bedeutete einen Endstand von 2:4, was sicherlich ein ziemlich enttäuschendes Ergebnis ist. Trösten können wir uns aber damit, dass wir an den vorherigen Spieltagen bereits fleißig Punkte gesammelt haben, so dass wir erstmal weich fallen. Trotzdem müssen wir jetzt das Ruder herumreißen und wieder Mannschaftspunkte holen. Am nächsten Spieltag geht es gegen den Tabellenführer.. Wenn nicht dann, wann sonst?