Die Saison 2022/23 neigt sich dem Ende entgegen und die „Bedeutung“ der Punkte wird wichtiger, entscheidet über Wohl und Wehe. Für uns ging es im gestrigen Kampf gegen unsere alten Bekannten von Bremen-Nord darum, auch im Falle von drei Absteigern aus der Landesliga zumindest einen weiteren Mannschaftspunkt zu sammeln. Bei uns fehlten mit Ivan und Lukas zwei wichtige Stützen, sodass wir froh waren, als auf dem Berichtsbogen ersichtlich wurde dass auch die Bremer auf einige Stammspieler verzichten mussten. Das sollte ein Kampf auf Augenhöhe werden!
Doch zuerst hieß es: Wo ist Paul? Behle wurde ja mittlerweile gesichtet, aber Paul? Ein Anruf mit dem Handy ergab auch nichts. Ich hatte mich schon mit einem kampflosen Minuspunkt abgefunden, als mit geraumer Verspätung unser Brett 2 doch noch erschien. Mit etwas schuldbewusster Miene murmelte er „mein Wecker hat nicht gekingelt“, machte seinen ersten Zug – und lehnte 4 Züge später ein Remisangebot ab. Das nenne ich mentale Stärke. Er hätte allerdings lieber das Remis annehmen sollen, denn das schon wenige Minuten später auf dem Brett erschienene Figurenopfer erwies sich als inkorrekt; eine wichtige, leicht zu übersehende Feinheit war ihm entgangen und Pauls nachfolgende Bemühungen konnten nichts mehr retten. Zwischenzeitlich hatte Achim an Brett 3 ein problemloses Schwarzremis erreicht. Zuversichtlich war ich bei Torsten an Brett 7, denn sein Gegner spielte zwar schnell, aber ungenau. Torsten gewann einen Bauern und zeigte im Folgenden seine gewohnt feine Endspieltechnik, ein 1,5:1,5 Zwischenstand zeichnete sich ab.
Eine feine Partie spielte Hannes, DIE Entdeckung der letzten Stadtmeisterschaft. Er opferte wie die „ganz großen Jungs“ einen Bauern für das Läuferpaar und freies Figurenspiel und bewies im Folgenden trotz knapp werdender Zeit die Korrektheit seines Plans: 2,5:1,5 für uns. Und es schien noch besser zu kommen, denn der Berichterstatter hatte nach einem Übersehen meines Gegners einen Bauern gewonnen und schien auf der Siegerstraße. Aber man ahnt es schon: Dem einen Patzer meines Gegenübers setzte ich mehrere schwache Züge entgegen und viele schwächliche Züge ergeben auch größeren Mist. Zum Glück erkannte ich rechtzeitig , dass das Schlachtenglück auf die andere Brettseite zu kippen drohte und war froh, als mein Friedensangebot Gehör fand: 3:2 anstelle der erhofften 2 Punkte-Führung.
Nun ging es in die Entscheidung. Sven (Brett 5) hatte eine zweischneidige Eröffnung aufs Brett gebracht, musste seine Dame geben, aber hatte mit Turm und Läufer gute Kompensation gegen die geschwächte gegnerische Königsstellung. Einen Figureneinsteller vertrug seine Stellung aber nicht mehr: 3:3. Trotzdem hatte ich keine großen Bedenken, denn Dirks Zuverlässigkeit ist bekannt und seine Spielstärke ebenso. Es reichte allerdings wieder „nur“ zum Remis, sodass es Geert an Brett 4 oblag, das Endergebnis zu bestimmen. Geert hatte zuvor eine -ungewohnt- sehr solide Spielweise an den Tag gelegt und zeigte, dass er dieses Metier durchaus beherrscht. Noch kurz vor dem Ende hatte er eine +4-Stellung auf dem Brett, fand aber wegen fehlender Zeit nicht mehr den Ausheber und sicherte mit seinem Remis das 4:4 Endergebnis, wobei ja die Vorteile auf unserer Seite lagen und man von „vollauf verdient“ spricht.
Wie viel dieses Unentschieden Wert ist zeigte sich erst später beim frühen, aber verdientem Bier. Nach den anderen Ergebnissen haben wir eine Runde vor Schluss 2 Mannschafts- und 7,5 Brettpunkte vor dem Tabellenachten, sodass wir zwar nicht theoretisch, aber doch praktisch den Klassenerhalt auch im Falle von drei Absteigern gesichert haben. Die Planungen für die nächste Saison können beginnen…