Konzentrierte Leistung von allen Spielern: OSV 1 überrollt Tabellenführer mit 6 : 2

In der Landesliga stand für unsere Erste die siebte Runde an, es ging im Heimspiel gegen die Oberligareserve von Nordhorn-Blanke. Dank der Nähe zu Enschede betreiben die Nordhorner eine rege „Spielgemeinschaft“ mit den dortigen niederländischen Schachspielern, dank der internationalen Doppelspielberechtigung können sich die Clubs in den verschiedenen Ligen gegenseitig verstärken. Die Erstvertretung der Nordhorner hat mit etlichen Niederländern hierdurch eine starke Oberligamannschaft und deren gegenüber den Vorjahren nochmals verstärkte zweite Mannschaft war vor der heutigen Begegnung mit 11 : 1 Mannschaftspunkten Spitzenreiter in der Landesliga. Für uns war klar: Falls wir uns nach der letzten Pleite in Lüneburg noch die Chance auf einen Aufstieg in die Oberliga bewahren wollten musste ein Sieg her!

Genug der Vorrede, es war alles für einen hochklassigen Mannschaftskampf  angerichtet, und das sah man auch an den jeweiligen Aufstellungen: Nordhorn trat mit der bestmöglichen Aufstellung an und auch bei uns spielten die Bretter 1 bis 7, an Brett 8 hatte sich der Käpt´n selber aus dem Ring genommen, für mich hatte ich Torsten zu einer Mitwirkung überzeugen können und konnte mich so auf das Beobachten konzentrieren. An allen Brettern waren schwierige und spannende Stellungen zu beobachten, sodass ich Mühe hatte, in meinem mitgebrachten Krimi zu lesen. Sollte Schach den Krimi schlagen?

Nach weniger als zwei Stunden gab es das erste Remis, Paul (Brett 2) hatte zwar einen großen Zeitvorsprung auf der Uhr, aber nach dem Damentausch war auch der geplante Königsangriff passé: Remis. Für mich überraschend kam das zweite Remis an Brett 4, da Achim normalerweise einer der Letzten ist, aber nicht so heute. Nach den beiden Weißremisen kamen dann zwei mit der schwarzen Farbe: Das einzige, was bei Edward an Brett 5 nicht im Gleichgewicht war, war der hohe Zeitverbrauch seines Gegenübers, doch die ungleichfarbigen Läufer waren nicht zu leugnen, also Remis. Und das vierte Remis gab es an Brett 7 bei Geert, wo eine total unübersichtliche Stellung nach dem Damentausch ebenfalls verflachte. Also 2 : 2, doch die verbleibenden vier Partien sahen zumindest überwiegend für uns gut aus!

Und tatsächlich kam schon wenig später das Führungstor, Dirk hatte am Spitzenbrett eine starke Leistung abgeliefert, in einer scharfen Stellung mit heterogenen Rochaden bewies er Übersicht, 3 : 2 für uns. Lukas zeigte nach bestandenem Examen neue Spielfreude, gewann durch eine petite combinaison einen Bauern und dann die Partie. Dies war ebenso eine starke Partie wie auch von Max an Brett 3, der gegen seinen erfahrenen Gegner ein positionelles Qualleopfer zelebrierte und schön gewann. 5 : 2 für uns, kaum zu glauben. Nun spielte nur noch Torsten, der in einer hochtaktischen Partie gegen den jüngsten (und talentiertesten)  Nordhorner alle Hände voll zu tun hatte, um seine Stellung zusammenzuhalten. Doch dies gelang ihm, und als sein Gegenüber das Dauerschach ausließ konnte er das Remisangebot ablehnen und schließlich ebenfalls einen vollen Punkt zum 6 : 2 (!) Endstand holen.

Mit diesem Kantersieg sind wir wieder im Geschäft um den Aufstieg in die Oberliga, hierfür wären allerdings zwei Erfolge gegen Bremen-Nord und im letzten Saisonspiel gegen den Aufstiegskonkurrenten Stader SV nötig. Aber ob es dazu kommt? Nicht mit so einer Leistung wie kürzlich in Lüneburg, aber in der Form von heute ist alles möglich, das war der beste Mannschaftskampf den ich in den letzten Jahren von uns gesehen habe! Zum Lesen kam ich übrigens kaum. Und vor allem schmeckte das anschließende Siegerbier in einer Osnabrücker Kultkneipe, in der ich schon vor 55 Jahren verkehrte, hervorragend…

Gerhard Müller