Am Samstag mussten wir nach Fürstenau zu deren Zweiten. Patrick fehlte leider krankheitsbedingt, mit Frederick konnten wir aber ein ebenbürtiges Nachwuchstalent mitnehmen, so dass wir vom Papier her etwas besser aufgestellt waren als unser Gegner.
Der erwies sich aber als hartnäckig und nicht gewillt, uns die Punkte einfach zu überlassen. Das bekam auch Eberhard an Brett 5 recht schnell zu spüren, der früh eine Figur verlor und dann in einem ungleichen Kampf bald die Segel streichen musste. 1:0
Zu diesem Zeitpunkt sahen alle anderen Partien noch recht ausgeglichen aus; bis auf meine, wo ich mich total zugebaut hatte (nur um keinen Isolani zu bekommen) und dann einem vernichtenden Angriff auf die Königsstellung entgegensah.
Als nächstes endete jedoch die Partie von Mykhailo an Brett 4. In seiner typischen Art kam er früh mit der Dame raus, brachte Unruhe und Unordnung auf das Brett, konnte sich zum Schluss aber in einer zerpflückten Bauernstruktur mit Raffinesse gegen den Fürstenauer durchsetzen. 1:1
Frederick an Brett 6 hatte im Mittelspiel einen Bauern verloren, fand die Stellung jedoch geschlossen genug, wie er hinterher erklärte, so dass nach dem Abtausch aller Figuren bei 5 gegen 6 Bauern kein Durchkommen für den Gegner war. 1,5:1,5
An Brett 3 war es durchweg eng und ausgeglichen. Roman wollte im Franzosen die Räume öffnen, fand jedoch gegen einen kompakt stehenden jungen Fürstenauer kein Durchkommen und kurz vor der Zeitkontrolle gab man sich die Hand. 2:2
Nun liefen noch 2 Partien. Während ich noch immer total auf Verlust stand, hatte Ole neben mir am Brett 1 einen Bauern mehr in einem Endspiel mit je einem Turm und 4, bzw 5 Bauern. Dieser Mehrbauer stand aber am Rand und war alleine und der eigene Turm war auch noch vor und nicht hinter dem Bauern, sodass es keine Lösung für diese Stellung gab und man sich auf remis einigen musste, was Ole aber sichtlich ärgerte. 2,5:2,5
Bei mir an Brett 2 brauchte der Gegner den Sack nur noch zumachen (die Engine sagte mir hinterher Plus 9,5 für weiß), allerdings wollte ich mich auch nicht einfach ergeben, sondern dann wenigstens würdig untergehen. Und plötzlich sah es aus, als wenn an einem düsteren Novembertag auf einmal aus dem grauen Nebel die Sonne aufgeht. Mein Gegner griff daneben, übersah meinen rettenden Springerzug und sein ganzer Angriff war futsch. Jetzt kam mein eingangs erwähnter Isolani zum Zug (den ich dann doch bekommen hatte), marschierte Richtung Grundlinie und die Partie war nach mehr als viereinhalb Stunden Spielzeit echt noch gedreht. 2,5:3,5
Ein wertvoller Auswärtssieg, wir bleiben der Vierten im Nacken. In 4 Wochen geht es dann im Turm gegen unsere Sechste.
Andreas Festl
